树篱如何保护气候、土壤和生物多样性

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In den kommenden drei Jahren, so plant es Umweltministerin Steffi Lemke, soll dieses Wunder in ganz Deutschland wahr werden. Hundert Millionen Euro werden für neue Hecken, Baumreihen, Feldgehölze und Agroforstsysteme zur Verfügung gestellt, teilt das Ministerium mit. Doch welche Hecken soll man pflanzen, wie geht man vor? Und wollen die Bauern das überhaupt?

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Einer, der über viel Erfahrung in all diesen Fragen verfügt, ist Hermann Wiesing. Heckenmanager nennt er sich, seit fast drei Jahrzehnten plant und pflanzt er Hecken und Feldgehölze in Brandenburg. Wiesing wohnt in Radewege, eine Autostunde westlich von Berlin. Er ist Einzelkämpfer, aber sein Erfolg hat sich herumgesprochen. Seine Auftraggeber kommen hauptsächlich aus Prignitz und der Uckermark, und immer treten sie von sich aus an ihn heran, erzählt er.

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Vom Nutzen der Hecke müsse er die Anrufer nicht mehr überzeugen. „Die Bauern merken selbst, was sie davon haben“, sagt er. Hauptsächlich wollten sie damit die Winderosion auf ihren Feldern stoppen. Denn schon kurze Trockenphasen reichen im regenarmen Brandenburg aus, um die leichten, sandigen Böden in Staub zu verwandeln. Dann braucht es nur einen Windstoß, und die fruchtbare Krume ist in alle Himmelsrichtungen verteilt. Hilfreich sei, wenn die Hecke nicht als Umweltthema wahrgenommen würde, sagt Wiesing. Auf grüne Themen seien Bauern nicht gut zu sprechen.

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Nachhaltige Umweltmaßnahme

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Das hat weniger mit dem Ärger um den Agrardiesel zu tun als vielmehr mit dem ständigen Hickhack bei den Agrarumweltmaßnahmen. Kaum gibt es Gelder für Fördermaßnahmen, werden sie auch schon wieder gestrichen. Alle paar Jahre ein neuer Ökoquatsch, so denken viele. Wiesing kann den Ärger der Bauern in diesem Fall gut verstehen. Mit dieser Politik könne man als Landwirt nicht planen, sagt er.

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Die Hecke hingegen sei eine nachhaltige Agrarumweltmaßnahme, die nachhaltigste sogar, meint Wiesing. Hecken haben früher ohnehin zur Landschaft gehört. Ursprünglich angelegt als Grenze für ein eingehegtes Stück Land, werden sie seit der Jungsteinzeit gepflanzt. Im Feudalismus wurden Hecken zum prägenden Landschaftselement, sie regelten den Privatbesitz. So entstanden die typischen Knicks in Schleswig-Holstein oder die Haglandschaften in Bayern.

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Wiesing pflanzt Hecken in Brandenburg immer in Nord-Süd-Richtung gegen den vorherrschenden Westwind. Er sei ein Verfechter von Baum-Strauch-Hecken, sagt er, die seien dicht, bis zu 15 Meter hoch und wirken der Winderosion ideal entgegen. Dazu pflügt er zunächst die Böden um und pflanzt dreißig Pflanzenarten in die Furchen. Typische heimische Gehölze seien das, Wildrosen, Hasel, Weißdorn, Holunder, Salweide, Vogelkirsche, Feldahorn und Hainbuche. Ein Zaun noch gegen Wildverbiss – fertig. „Und dann die Natur einfach in Ruhe lassen“, sagt er.

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Selbst in Dürrejahren keine Bewässerung notwendig

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Wenn Wiesing heute durch Brandenburg fährt, sind seine Projekte alle noch da. Noch nie musste er eine Hecke bewässern, nicht einmal in Dürrejahren. 200 Kilometer Hecken und 750 Gewässer habe er in dreißig Jahren als Heckenmanager angelegt und saniert, sagt er. Und da die Hecke als Agrarumweltmaßnahme zählt, seien seine Kunden unabhängig von politischen Trends dabei, bei der Greening-Förderung.

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Doch das alles reicht nicht. Noch immer gibt es viel zu viele ausgeräumte ­Agrarlandschaften in Brandenburg und zu wenige Hecken, Bäume, Säume, Gewässer. Die Strukturanteile auf den Feldern betragen im gesamten Osten nur ein bis zwei Prozent. Im Westen ist die Lage zwar besser, aber von den angestrebten zehn Prozent ebenfalls weit entfernt. Die Flurbereinigungen der Fünfzigerjahre sind zu gewaltig, um sie in wenigen Jahrzehnten rückgängig zu machen.

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Radikal hatte man damals den Flickenteppich aus versprengten Parzellen zu großen, einheitlichen Flächen zusammengezogen, auf denen Traktoren und Mähmaschinen ungehindert fahren können. Was störte, kam weg. Bäume wurden abgeholzt, Moore trockengelegt, Bäche begradigt. Schätzungsweise mehr als die Hälfte aller Hecken wurde entfernt. Viele Kleinbauern gaben auf, das Höfesterben setzte ein. Das Land war nun in der Hand großer Betriebe, die immer größere Ernten einfuhren, während die Umweltpro­bleme auf Feld und Flur immer offensichtlicher zutage traten. Die Bestände der Feldtiere knickten ein, das Artensterben begann, die Grundwasserspiegel sanken, und Wind und Regen raubten fruchtbaren Boden.

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Natürlicher CO2-Speicher

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Die Folgen dieser Agrarpolitik wurden im April 2011 auf schreckliche Art sichtbar, als sich auf einer Autobahn in Mecklenburg-Vorpommern einer der schlimmsten Verkehrsunfälle in der Geschichte der Bundesrepublik ereignete: Wind wirbelte so viel Staub von den Feldern auf, dass ein Sandsturm über die A 19 bei Kavelstorf fegte. 85 Fahrzeuge fuhren ineinander, acht Menschen starben. Kurz diskutierte das Land über die Risiken landwirtschaftlicher Monokulturen. Am Ende blieb alles, wie es war.

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Jetzt aber soll endlich Bewegung in die Sache kommen. Das Umweltministerium will Hecken fördern, weil sie als natürlicher CO2-Speicher viel mehr zum Klimaschutz beitragen als gedacht. Bislang setzte die Politik bei naturbasierten Lösungen hauptsächlich auf Wälder und Moore, jetzt soll auch die Hecke helfen, die Klimabilanz zu verbessern – und gleichzeitig dazu beitragen, die Bauern vor Dürren zu schützen.

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Dass auch die Hecke dem Klima viel bringt, ist eine recht neue Erkenntnis, die das Thünen-Institut in Braunschweig im Projekt Carbo Hedge erforscht hat. An 23 Standorten in ganz Deutschland haben die Wissenschaftler Hecken über fünf Jahre hinweg auf ihre Fähigkeit untersucht, Kohlenstoff zu speichern. Sie sammelten Proben, zerlegten, bestimmten und wogen Heckenabschnitte, nahmen Bodenproben bis ein Meter Tiefe und maßen deren Kohlenstoffgehalt.

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Hecken sind effizienter als gedacht

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Vergangenes Jahr endete das Projekt. Die Ergebnisse haben selbst die Forscher erstaunt: Hecken speichern demnach pro Quadratmeter ähnlich viel Kohlenstoff wie Wälder, obwohl sie niemals deren Wuchshöhe erreichen und auch keine dicken Stämme bilden. Das liegt daran, dass im dichten Gestrüpp, in den Wurzeln, Stämmen, Ästen und Zweigen auf vergleichsweise kleiner Fläche sehr viel Kohlendioxid gespeichert wird. Zudem bilden Hecken wertvollen Humus, der wiederum reich an Kohlenstoff ist. Achtzig Prozent der Bindeleistung kommt durch die pflanzliche Biomasse zustande, der Rest steckt im Boden. Je nach Hecke schwanken die Ergebnisse, aber im Durchschnitt können Hecken als Klimasenken mit dem Wald mithalten.

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Das Potential von Hecken-Neuanpflanzungen für den Klimaschutz ist enorm. Doch das ist nur ein Grund, warum Wissenschaftler von ihnen so angetan sind. Biologen schwärmen auch von ihrer Vielfalt: Hecken zählen zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt. Britische Forscher wiesen mehr als 600 Pflanzen-, 1500 Insekten-, 65 Vogel- und 20 Säugetierarten nach. Vor allem in großen, breiten, strukturreichen Hecken wimmelt es vor Leben. Ob Hummeln, Haselmäuse, Fledermäuse, Dachse, Neuntöter, Rebhühner, Erdkröten oder Bergeidechsen – die Artendichte im Kosmos Hecke ist beeindruckend.

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Das weiß kaum jemand besser als Hannah Lembke vom Thünen-Institut. Die Ökologin erforscht für das Projekt Catch Hedge die Biodiversität in Hecken. „Strukturelle Komplexität heißt das Zauberwort in Bezug auf die Artenvielfalt“, sagt sie. Je abwechslungsreicher die Hecke, desto besser für die Biodiversität. Ist neben der Hecke noch ein Saum gepflanzt, ist das sogar noch besser für die Artenvielfalt. Er bietet Nistplätze und Nahrung für Vögel, Blindschleichen, Igel – und mit seinem reichen Blütenangebot ideale Bedingungen für Insekten. Und: „Hecken gelten als Korridore, auf denen sich Arten ausbreiten“, sagt Hannah Lembke. Wie genau, ist unklar. Deshalb möchte sie mit dem Projekt Catch Hedge Belege dafür finden, wie viele und an welchen Stellen Hecken gepflanzt werden sollten, damit Arten von Hecke zu Hecke wandern können.

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Doch während viele Wissenschaftler bei Hecken ins Schwärmen geraten, sind viele Bauern nicht begeistert. „Bei den Landwirten ist die Hecke weniger beliebt“, sagt Agrarökonom Johannes Wegmann vom Thünen-Institut. Hecken kosten fruchtbaren Boden. Zudem befürchten die Bauern Ertragsnachteile wegen der Beschattung und weil Mäuse oder Wildschweine, die sich in den Hecken wohlfühlen, Schaden anrichten. Die Arbeit mit großen Feldmaschinen wird nicht einfacher.

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Zudem bedeuten Hecken einen großen Pflegeaufwand: Sie müssen in vielen regenreichen Regionen regelmäßig gestutzt werden, um zu verhindern, dass Sträucher und Kräuter eingehen, weil Bäume allmählich alles verschatten. Eines der größten Hindernisse aber sei, so Wegmann, das Beseitigungsverbot. Einmal gepflanzt, darf eine Hecke nicht mehr beseitigt werden. Sie gilt dann meist als geschütztes Landschaftselement. Wegen solcher starrer Vorgaben im Umwelt- und Naturschutzrecht hält der Deutsche Bauernverband wenig von Neuanpflanzungen von Hecken. Insofern spricht sich Agrarökonom Wegmann für mehr Anreize für Bauern aus, Hecken zu pflanzen. Mit einem befristeten Beseitigungsverbot beispielsweise könnte man den Bauern entgegenkommen, findet er.

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Der Brandenburger Heckenmanager Hermann Wiesing hält von einer Aufweichung des strengen Schutzstatus nichts. Investitionen in Maßnahmen, die später wieder gerodet werden, seien pure Geldverschwendung. Er setzt auf Positivbeispiele, mit denen er die Bauern vom Nutzen der Hecken überzeugt, lädt zu Heckenspaziergängen in der Region ein. Gerne besucht er dann seine Traumhecke: Vor dreißig Jahren hat er sie gepflanzt, ganz am Anfang seiner Selbständigkeit, mit zwölf Baum- und Straucharten. Heute hat sich ihre Zahl verdreifacht, 36 Brutvogel- und 28 Schmetterlingsarten haben eine Heimat gefunden. Die Wälder können sterben, die Ernten eingehen. Aber die Hecke: sie bleibt.

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#树篱如何保护气候土壤和生物多样性
2024-05-06 11:57:00

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