社会学家拉尔夫·特纳谈教育部门的选拔。

In einer Gesellschaft mit Erbämtern kann man die künftigen Inhaber dieser Ämter, und folglich auch die künftigen Nichtinhaber, schon im Augenblick ihrer Geburt als solche erkennen. Die Bekanntheit dieser Zukunft ermöglicht es, schon wenig später mit einer zielgenauen Vorbereitung aufs Amt zu beginnen – und dabei, nach einer Einsicht von Georg Simmel, auch deutliche Begabungsmängel zu kompensieren: Nach jahrzehntelanger Prinzenerziehung mag auch der talentfreie Königssohn einen erträglichen Thronfolger abgeben.

In der modernen Gesellschaft hängt das soziale Schicksal eines Menschen zunächst einmal davon ab, wie weit er es in den Rangordnungen der Schulen und Hochschulen bringt. Aber auch die Erziehungssysteme der verschiedenen Staaten unterscheiden sich danach, wann sie es den künftigen „Inhabern der Ämter“ erlauben, sich als solche zu fühlen. Die Trennung von den Nichtinhabern kann in frühen oder in späten Jahren erfolgen, und je nachdem hat man es mit völlig unterschiedlichen Situationen zu tun.

So entsteht eine Funktionselite

Dies jedenfalls ist die These eines klassischen Beitrags zur Elitenforschung, den der amerikanische Soziologe Ralph H. Turner vor mehr als sechzig Jahren publizierte. Für eine Ordnung mit früher Trennung galt ihm Großbritannien als bestes Beispiel. Dort gab es seinerzeit eine Reihe von teils staatlich getragenen und dann auch sozial offenen, teils privat finanzierten Zubringerschulen zu Spitzenpositionen in Wirtschaft und Politik, in die man bereits wenige Jahre nach der Einschulung aufgenommen – oder eben nicht aufgenommen wurde. Zur Rechtfertigung der ebenso frühen wie folgenreichen Zugangsprüfungen berief man sich auf feste, aller Erziehung vorgegebene Begabungsunterschiede, die es nur zu erkennen gilt. Der Intelligenztest stand in hohem Ansehen.

Die frühe Trennung erlaubt es Turner zufolge, aus den künftigen Mitgliedern der verschiedenen Funktionseliten eine wirkliche Gruppe zu machen. Schon als Schulkinder lernen sie einander kennen. Danach verbringen sie lange Jahre des gemeinsamen Lernens und gemeinsamen Wohnens in Internaten, ehe ihre Studien- und Berufswege sich trennen. Da die frühe Trennung dem Selektionsinstrument der Schulnoten einen Teil seiner Funktion nimmt, können die Schüler so gut wie ohne Konkurrenzdruck heranwachsen. So werden sie, statt zu Einzelkämpfern, zu Gruppenmitgliedern sozialisiert, und auch das stärkt die Solidarität der künftigen Oberschicht.

Eine Ordnung für spätes Leid

In der entgegengesetzten Ordnung, die Turner an amerikanischen Beispielen erläutert, erfolgt die definitive Differenzierung erst sehr viel später. Der fatale Moment wird also hinausgeschoben: durch Gesamtschulen, ein gebührenfreies Studium, aber vielleicht auch dadurch, dass man allen, die herauszufallen drohen, zweite und dritte Bildungswege offeriert.

Das beflügelt die Hoffnungen. Die Anzahl derjenigen, die sich noch in vorgerücktem Alter in glanzvolle Karrieren hineinträumen, übersteigt die Menge der dafür geeigneten Positionen bei Weitem. Oft sind es, nach den milde urteilenden Schulen und Hochschulen, erst die Konkurrenzsituationen auf dem Arbeitsmarkt oder unter den ehrgeizigen Arbeitskollegen, die eine realistische Einschätzung der eigenen Chancen erzwingen. Der Verzicht auf die Zumutungen der frühen Trennung erzeugt also ein System mit hoher Enttäuschungslast.

Turners Text ist mehr als sechs Jahrzehnte alt. Seither hat das Modell der späten Trennung sich weltweit durchgesetzt, und selbst im heutigen Großbritannien stehen die Reste der alten Ordnung wie Inseln in einem Meer aus Gesamtschulen. Dass die exklusiven Schulen ihre Modellwirkung gleichwohl nicht verloren haben, zeigen nun Forschungsergebnisse eines dänisch-britischen Elitenvergleichs, die ein Forscherteam unlängst vorgestellt hat. Und zwar geht es um Interviewantworten auf die Frage, wie die beruflich gut situierten Briten beziehungsweise Dänen sich selbst und andere davon zu überzeugen suchen, dass sie die Annehmlichkeiten ihrer ökonomischen und sozialen Lage auch wirklich verdient haben.

Die Dänen sehen darin primär den Lohn für eigene Anstrengung und eigenen Fleiß, die es ihnen gestattet hätten, sich immer erneut auch gegen starke Konkurrenz zu behaupten. Das entspricht, wie auch die Forscher betonen, dem offenen Erziehungssystem ihres Landes. Die Briten dagegen antworten so, wie man es in einem System der frühen Trennung erwarten würde. Sie haben sich nicht emporgearbeitet, sie wurden als Hochbegabungen einfach entdeckt.

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#社会学家拉尔夫特纳谈教育部门的选拔
2024-07-05 06:27:35

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